Das Kunstmuseum Gelsenkirchen veranstaltet in Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen die Tagung mit Förderung der Fritz-Thyssen-Stiftung für Wissenschaftsförderung.
Im Nachkriegsdeutschland stellte sich kommunale Kulturpolitik als eines der wenigen kaum reglementierten oder vorstrukturierten Politikfelder dar, kulturelle Förderung mutete hierbei nach wie vor als weitestgehend freiwillig an. Das Begriffspaar Kunst und Politik schien zugleich fast unzertrennlich mit Demokratisierung und Re-Education einerseits sowie Sozialismus und antifaschistischer Erziehung andererseits verbunden zu sein. Die Kommune kann - noch vor den Einflüssen der Institutionskritik - als der wesentliche Bereich verstanden werden, in dem die Kunst den Menschen unmittelbar gegenübertritt. Die Kunst wurde dementsprechend im Westen Deutschlands zu einem vermeintlichen Demokratisierungsparameter und die Kommune zum Ermöglichungsraum für unterschiedliche Kunstimpulse und -erzählungen. Allerdings war ihre Rolle ambivalent, da Räume für Kunst geschaffen und gleichzeitig verhindert wurden.
Vor diesem Hintergrund stellt die interdisziplinär angelegte Tagung die Frage nach der Gleichzeitigkeit von Innovation und Kontinuität in der kommunalen Kunstpolitik in der langen westdeutschen Nachkriegszeit. Der primäre Untersuchungszeitraum beschränkt sich auf die Jahre 1945 bis 1973. Zugleich ist ein Blick auf die Entwicklungen in der SBZ bzw. DDR als Vergleichsfolie ausdrücklich erwünscht.
Mittwoch, 22. Juni, 2022, Musiktheater im Revier Gelsenkirchen
19:00 Uhr: Eröffnung der Tagung durch Anne Heselhaus, Vorständin für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration
Im Anschluss Podiumsdiskussion "Kunst in der Stadt - Aktuelle Perspektiven der Kunstpolitik“, Moderation: Anke von Heyl, Köln
Teilnehmende:
- Markus Ambach, Düsseldorf
- Lisa Marei Schmidt, Berlin
- Christiane Wanken, Gelsenkirchen
- Noor Mertens, Bochum
Donnerstag, 23. Juni 2022, Kunstmuseum Gelsenkirchen
9:00 Uhr: Akkreditierung
9:30 Uhr: Begrüßung und Einführung: Christiane Wanken und Daniel Schmidt, Gelsenkirchen
10:00 Uhr: Sektion I Kontinuitäten und Brüche, Moderation: Daniel Schmidt, Gelsenkirchen
- Gloria Köpnick (Quedlinburg): "Zwischen Kontinuität und Neubeginn. Überlegungen zu Ausstellungs-, Sammlungs- und Museumspolitik am Landesmuseum Oldenburg zwischen 1945 und 1955“
- Felix Steffan (Nürnberg): "Aus dem Scheintod zu neuem Leben erwacht“, Brüche und Kontinuitäten der kommunalen Kulturpolitik nach 1945 am Beispiel der Stadt Rosenheim
- Fabian Köster (Münster): "Die ,Gnade des Anfangs‘! Kunstpolitik in den Industriestädten Gelsenkirchen und Wolfsburg zwischen konservativ und zukunftsgewandt“
12:30 Uhr: Mittagspause
13:30 Uhr: Sektion II: Folgen nach der NS-Zeit, Moderation: Stefan Goch, Düsseldorf
- Wolfgang Brauneis (Köln): "Künstler des Nationalsozialismus in Nordrhein-Westfalen“
- Jasmin Hartmann (Bonn): "Schenkung 1961 - Restitution 2021. Zur Problematik von musealen Nachkriegserwerbungen
15:30 Uhr: Kaffeepause
16:00 Uhr: Sektion III: Akteurinnen und Akteure, Moderation: Christiane Wanken, Gelsenkirchen
- Alexander Kraus (Wolfsburg) / Christoph Lorke (Münster): "Zeitgenössische Kunst fördern und vermitteln. Neugründungen nordwestdeutscher Kunstvereine nach 1945/49“
- Alexandra Apfelbaum (Dortmund): "Ernst Otto Glasmeier. Kunst und Politik in Gelsenkirchen“
- Klara von Lindern (Göttingen): "Revision des Museums? Werner Hofmanns didaktische Ausstellungskonzepte zwischen Kontinuitäten und Innovation“
Freitag, 24. Juni 2022, Kunstmuseum Gelsenkirchen
9:00 Uhr: Sektion IV: Sammlungspolitik, Moderation: Hans-Jürgen Lechtreck, Essen
- Jörg van den Berg (Leverkusen): "Radikale Moderne vs. Tradition - Zu möglichen Wechselverhältnissen zwischen Ausstellen und Sammeln am Beispiel von Udo Kultermanns Ausstellung "Monochrome Malerei“ (1960) im Museum Morsbroich Leverkusen“
- Annika Becker (Gelsenkirchen): "Gelsenkirchen und die städtische Kunstsammlung in den 1950er bis 1970er Jahren - ein avantgardistischer Aufbruch?
10:30 Uhr: Kaffeepause
11:00 Uhr: Sektion V: Ost/West - Vergleiche, Moderation: Corinna Kühn, Münster
- Josephin Heller (Leipzig): "Zurück in die Zukunft? Kunstpolitische Entwicklungen in Leipzig nach 1945 - Netzwerke, Kunstausstellungen und Konzepte“
- Dorothea Schöne (Berlin): "Ent-marginalisierte Orte - oder warum Kassel die documenta bekam“
12:30: Abschlussdiskussion
Veranstalterinnen und Veranstalter: Christiane Wanken (Kunstmuseum Gelsenkirchen), Annika Becker (Kunstmuseum Gelsenkirchen), Daniel Schmidt (Institut für Stadtgeschichte), Fabian Köster (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)